In Theben herrscht die Pest. Das Volk fleht zu König Ödipus, der die Stadt schon einmal von einer großen Plage, der Sphinx, befreite, dass er auch dieses Mal Theben retten möge. Ödipus hat daher seinen Schwager Kreon, den Bruder seiner Frau Iokaste, zum Orakel nach Delphi geschickt, um Ratschlag zu erbitten. Kreon kehrt zurück und meldet:
'Uns ruft Apollon auf mit klarem Wort,
des Landes Schandmal, das uns so lange drückt, auszutreiben,
anstatt zu dulden, dass es immer größer wird'.
Diese Aufforderung bezieht sich auf den ungesühnten Mord an Laios, der König vor Ödipus gewesen war. Ödipus ernennt sich nun persönlich zum Rächer des Verbrechens, legt die Bestrafung des Mörders fest und rollt akribisch, ja fast fanatisch, das damals Geschehene auf. Auch die Warnungen des blinden Sehers Teiresias schlägt er aus. Ein verhängnisvolles Geschehen setzt sich in Gang.
Ödipus ist die bekannteste tragische Figur der griechischen Mythologie und als Theaterstück das erste Kriminaldrama der überlieferten Literatur. Der Autor folgt in dieser Fassung dem gekürzten Original von Sophokles und ergänzt es zum besseren Verständnis mit vier anschaulichen, szenischen Rückblenden. Wie bei seinen anderen Mythenstücken ist dabei die Sprache sanft modernisiert, ohne dabei die Poesie der alten Übertragungen zu verlieren.