Alle, vom Stadthauptmann bis zum Richter, vom Lehrer bis zum Postmeister haben Dreck am Stecken: Sie haben bestochen und betrogen, was das Zeug hält, öffentliche Gelder in die eigenen Taschen gewirtschaftet und Bilanzen gefälscht. Ein Klüngel ersten Ranges. Jetzt, vor dem Hintergrund der angekündigten Revision, gilt es, das Gesicht zu wahren, den Schein der Seriosität aufrecht zu erhalten und wirksame Vertuschungsstrategien zu ersinnen. Als der vermeintliche Revisor tatsächlich erscheint, registriert er mit Erstaunen ein ausuferndes Buhlen um seine Person: Die Stadtelite ist auffallend eifrig bemüht, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Chlestakov, in Wahrheit ein bankrotter Arbeitsloser, fügt sich rasch in die Rolle und zieht seinen Vorteil daraus. Doch bald verliert er das Gefühl für den Unterschied zwischen Rolle und Identität. In grellen Farben und mit komödiantischer Verve beleuchtet Gogol die Verfassung einer zutiefst korrupten Gesellschaft, die sich im Angesicht des Ruins eingerichtet hat. Dabei wird Der Revisor ganz grundsätzlich als Erkundung eines Seelenzustands lesbar, dem die Spuren eingezeichnet sind, die der Verlust des Gemeinsinns hinterlassen hat. Es geht um ,unsere seelische Stadt’ (Gogol).“
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F 89
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