Thomas More, Humanist, Politiker und Verfasser des Staatsromans "Utopia", kam unter Heinrich VIII. rasch zu politischen Ansehen. Als Lordkanzler bekleidete er eines der höchsten Ämter. Mit Erasmus gut befreundet, bezog er klar Stellung zur Reformation und Luther. Den Suprematseid, der die Lösung des englischen Königreichs vom Vatikan und die Gründung der anglikanischen Kirche beschloss, wollte er nicht ablegen. 1535 wurde Thomas More inhaftiert und hingerichtet.
Aufstieg und Fall dieses Vordenkers ist die historische Basis, auf der Robert Bolt das Bild eines Mannes zeichnet, der sich über sämtliche Hindernisse hinweg treu bleibt. Lange Zeit gelingt es ihm, seine mächtigen Gegenspieler durch taktische Aussagen oder aber kluges Schweigen ruhig zu stellen. Gegen Bestechung ist er ebenso immun wie gegen die Schmeicheleien des Hofes. Parallel mit Mores Fall verläuft der Aufstieg eines Mannes, der für den Opportunisten schlechthin steht: Rich, anfangs von allen zurückgewiesen, manövriert sich durch Spitzel- und Handlangerdienste bis in die obersten Ränge der Macht.
Die Mechanismen der Politik sind ein Thema dieses Geschichtsdramas. Untrennbar davon ist, das zeigt Bolt auf, die private Seite. Sie wirft einen psychologisch und emotional austarierten Blick auf eine Ausnahmegestalt, die in allem konsequent ist, ohne selbstgerecht zu werden.
Durch die wechselnden Zeiten führt der "gemeine Mann". Er schlüpft in sämtliche Rollen des Volkes, ist Wirt, Fährmann, Kerkermeister. Als er am Ende auch den Scharfrichter spielen soll, merkt er, dass er nicht Spielmacher, sondern, genau wie fast alle anderen Menschen auch, nur Spielball im großen Geschehen ist.
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