In die hermetische Welt unter Glas bricht  von innen die Leidenschaft und brechen von außen Zitate aus der postmodernen Kultur ein. Mit einem Exkurs aus den Schriften des Marquis des Sade.

Klassisches Liebesspiel voll galanter Grausamkeiten - so tituliert die Mitteldeutsche Zeitung vom 26. 10. 2010 über die szenische Fassung der "Wahlverwandschaften" an der Landesbühne Eisleben.
"Im Lackmus-Test der Psyche kreist ein ganzes Spektrum an Farben. Blau leuchtet die Sinnlichkeit, Violett die Phantasie - und zwischen Vernunft und Verstand verläuft die Skala von Rot nach Gelb. Zwischen all diesen Kräften sind auch die vier Figuren aufgespannt, die Johann Wolfgang von Goethe in seinem Roman zu alchimistischen Reaktionen zusammenführt: das auf- und abgeklärte Ehepaar Charlotte und Eduard und dessen Hausgäste, der Hauptmann und Ottilie, von denen die ruhige Liebe der beiden Gastgeber aus den Angeln gehoben wird. Die von Stefan Bachmann und Lars-Ole Walburg erarbeitete Theaterfassung des Textes ist eine perfekte Vorlage für die Eisleber Hausregisseurin Martina Bode ... Dabei stellt dieser Klassiker freilich eine besondere Herausforderung dar: Immerhin ist das Plaudern am Rande des Abgrunds, die äußerliche Geschäftigkeit als Ablenkung von inneren Verwerfungen eine Frage feinster Nuancen. Und darum sucht die Regisseurin im luftig-leichten Bühnenraum von Rainer Kunze auch nach stummen Entsprechungen ...