Eine ziemlich abgewrackte Tourneegruppe führt eine platte Komödie namens "Nackte Tatsachen" auf. Mehr als den ersten Akt dieses Lustspielchens bekommt das Publikum freilich gar nicht zu sehen, diesen dafür aber gleich drei Mal: zunächst als turbulente Generalprobe, dann (aus der entlarvenden Perspektive hinter den Kulissen) als "normale" Vorstellung auf Tour, die bereits Symptome des Verfalls zeigt, und schließlich als völlig verrottete Aufführung zum überfälligen Ende der Serie - diesmal wieder in gewohnter Blickrichtung, aber im ernüchternden Bewusstsein der chaotischen Vorgänge hinter der Szene. Versteht sich, dass die "nackten Tatsachen", um die es da auf der Bühne eigentlich gehen sollte, alsbald zurücktreten hinter das mehr oder minder wüste Kulissengeflüster, das unter den Beteiligten dieser Torunee immer heftiger herrscht. Techtel und Mechtel, Kabale und Liebe, Suff und Seele, Kunst und Brunst bestimmen Klima und Niveau der Aufführungen, die dann zum wilden Ende vollends in privaten Katastrophen versinken. Da hat denn der dritte Durchlauf des einen Schwank-Aktes mit der ersten Begegnung nur noch herzlich wenig zu tun, das Theater entlarvt sich als Hort des Betrugs und offenbart den bloßen Schein, der keineswegs nur "schön" ist.
Rainer Wolff in den Badischen Neuesten Nachrichten
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E 245
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