Mit seinem Diptychon legt Krausser eine zweiteilige Groteske vor, die die Klischees des expressionistischen Dramas noch einmal in einer erstickend intensiven Parodie übersteigert: die krankhafte Mutter-Sohn-Beziehung, der allmächtige, doch abwesende Vater, das unentrinnbar Alltägliche der kleinbürgerlichen Mördergrube.
Ebenso konsequent übersteigert wie die Handlung ist die Sprache, die Krausser seinen Figuren in den Mund legt: der eifersüchtigen Mutter, die ihre bösartigen Parolen wetzt wie ein Messer, dem winselnden Sohn, der "im Lauf der Jahre ein kleines Dramolett begonnen" hat, und der weltläufig-naiven Elke aus dem Supermarkt. Das böse Ende des Dienstags ist Programm, nur eine Episode in dem sich seriell abspulenden Familienalltag. Das Grauen bewegt sich zwischen der Routine, mit der eine ganze Reihe von "Annas" unters Beil der Mutter fallen, und der Wahllosigkeit, mit der noch "Elke" zu einer "Anna" und damit zum Opfer wird. Die Figuren fügen sich ihren Rollen im ödipalen Horrorschema, ohne sich auch nur einen Moment gegen ein "Schicksal" aufzulehnen, es sei denn, sie sehnen sich danach, dass der böse Spuk ein Ende haben möge: die Anna/Elke, der Mittwoch, das Serienmorden, das in seiner Monotonie die Schablonen der Pornographie kopiert.
Bestechend sind die Konsequenz und die sprachliche Präzision, mit denen Krausser seine drastische Ästhetik des Hässlichen verfolgt und den Zuschauer zum Voyeur des Monströsen macht.
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F 1508
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