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James Saunders

James Saunders (* 1925 in London +2004 in Eastleach) studierte an der Universität von Southhampton und arbeitete nach dem Kriegsdienst in der Marine u.a. als Chemielehrer an einer Londoner Schule. Anfang der fünfziger Jahre begann er Hörspiele für die BBC zu schreiben, 1955 entstand sein erstes Theaterstück, und 1963 erhielt er für EIN EREMIT WIRD ENTDECKT den Evening Standart Award. 1974 wurde er Ko-Direktor des Greenwich Theatre. 

Von James Saunders ist beim Deutschen Theaterverlag erhältlich :

Theaterstücke:

*Und was kommt danach?

Eine Reihe von Gesprächen zwischen IHR und IHM, Zeugnisse von Gesprächsversuchen, die sich am Ende nur noch in zaghaften Satzstummeln und trotzigem Schweigen verlieren. Ein Exerzitium nahezu aller denkbaren kommunikativen Fehlleistungen, vom Egoismus-Altruismus-Zweikampf bis zum bösen Aggressionsspiel. Dieser Szenenfolge, so Saunders, könnte man in jedem Abschnitt einen eigenen Stil geben, ihre Reihenfolge ist beliebig veränderbar und die Zahl der Schauspieler jederzeit zu erhöhen.

*Wirklich schade um Fred

Saunders' Debütstück ist der absurde Dialog eines greisen Paares über den Irrtum seiner jahrzehntelangen Ehe, durch die beiderseitige Gewöhnung längst ritualisiert.

*Irre alte Welt

In der Zukunft, in einem "neuen Jahrhundert der Frau", das begann, als die Frauen - der Zerstörung und Sinnlosigkeit des Krieges leid - sich gegen die Männer auflehnten und sie töteten: Auf einer paradiesischen Insel leben fünf Schwestern, männerlos. Eines Tages werden zwei Schiffbrüchige, Brüder und eben Männer, an den Strand gespült.

*Ein Eremit wird entdeckt.

Vier Schauspieler - Rosch, Staub, Meff und Lizzie - haben sich um einen alten Chargenspieler versammelt und versuchen aus dem Stegreif das Leben eines Eremiten, der 1944 über 80-jährig einsam starb, nachzuzeichnen, um dem Sinn jenes absonderlichen Daseins auf die Spur zu kommen. Hilflos vor dieser unbekannten Aufgabe, versuchen sie krampfhaft, jede Handlung und Entscheidung zu vermeiden. Aber: "Eines ist sicher, irgendetwas macht man ja sowieso. Man kann gar nicht anders ... Wie kann man tun, was man sowieso tut, wenn man nicht weiß, was man eigentlich tun soll?"

*Ein Duft von Blumen

Saunders erzählt in Rückblenden die Geschichte der jungen Zoe, die gerade Selbstmord begangen hat und im Laufe der Zeit immer weiter aus der Erinnerung der Lebenden verschwindet. Zugleich steht diese Zoe aber noch real in der Welt und auf der Bühne, und in ihren Erinnerungsfetzen werden die Gründe ihres Scheiterns deutlich.

*Herbst

Ein Vater liegt im Sterben. Die drei Töchter sind im Elternhaus zusammengekommen und wollen der Mutter Beistand leisten. Wie ein dunkler Schatten hat dieser Mann auf dem Leben der Mutter gelastet, die Töchter hat er aus dem Haus gedrängt. Bald wird deutlich, dass Helen, Kate und Ann bei der Mutter Geborgenheit suchen. Nicht sie ist die Schwache, wie die Schwestern sich und ihr einzureden versuchen, sondern die jungen Frauen: labil, resigniert, in der Krise.

*Leib und Seele

Zwei Paare, Helen und David, Anne und Mervyn, waren vor Jahren eng befreundet, und irgendwann kam es auch mal zum Partnertausch. Helen und David gingen, nachdem die Beziehungen auseinander gebrochen waren, nach Amerika. Jetzt kehren sie zurück und trumpfen vor den alten Freunden mit einer "amerikanischen Therapie", einer Heilsformel für alle Probleme des Lebens und des Zusammenlebens auf.

*Michael Kohlhaas

Zu diesem Stück sei er nicht nur durch Kleists Novelle, sondern auch durch Brechts Schriften zum Theater angeregt worden, so Saunders, der hier ganz bewusst Mittel des Epischen Theaters einsetzt. Die Geschichte vom Pferdehändler Kohlhaas, der - vom Junker Tronka um seine Pferde geprellt - den Rechtsweg über alle Instanzen bis hinauf zum Landesherrn antritt und vom Interessenklüngel des Adels zerrieben wird.

*Opus

Im Jahre 4000 haben Theaterkritiker auf archäologischem Wege das Manuskript eines Theaterstücks entdeckt. Sie lesen und diskutieren dieses "Stück im Stück" - Saunders' Variante der Schreckensutopie 1984 im Jahr 3000 -, und geraten am Ende trotz feierlicher Proteste im Namen der Geistes- und Meinungsfreiheit so heftig aneinander, dass sich Assoziationen an Faschismus einstellen.

*Rückzug

Sorgfältig hat Harold sich in seinem Landhaus von der Außenwelt abgeschottet, doch plötzlich steht eines Tages wie ein Geist aus der Vergangenheit Hannah in der Tür, die Tochter seines einstmals besten Freundes. Hannahs Eltern sind tödlich verunglückt, und auf der Suche nach einem Neuanfang bittet sie Harold um Hilfe. Ein Generationskonflikt bricht aus, wenn auch mit vertauschten Rollen: Während Harold sein Desinteresse an anderen Menschen betont, klagt Hannah moralische Prinzipien und die Bereitschaft zu verantwortlichem Handeln ein. "Ein Kammerspiel, ein Dialog, der nach und nach immer mehr Wahrheiten freisetzt." (Hamburger Abendblatt)

*Der Schulmeister

Saunders Figur redet sich vor einer imaginären Schulklasse in wortreicher, anrührender Schwäche merkwürdig von der Realität weg. Bizarre Erfahrungen bringen ihn zu immer globaleren Reflexionen und Ereiferungen. Er endet in absurder Leere. Am Anfang ein missionarisch-optimistischer Aufklärer, am Ende ein resignierender Zweifler.