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Joe Orton

Joe Orton (* 1933 in Leicester, gestorben 1967 in London) brach mit 15 die Schule ab und besuchte von 1951 bis 1953 die Royal Academy of Dramatic Art, um Schauspieler zu werden. Er arbeitete kurzzeitig am Theater, bevor er mit seinem Lebensgefährten Kenneth Halliwell begann, Romane zu schreiben, die jedoch nicht veröffentlicht wurden. Wegen obszöner Verunstaltung städtischer Leihbücher wurden beide 1962 zu sechs Monaten Haft verurteilt. Sein Debütstück SEID NETT ZU MR. SLOANE wurde 1964 ein weltweiter Erfolg und auch verfilmt. Für BEUTE erhielt er 1967 den Evening Standard- und Plays and Player Award. Orton wurde 1967 von Halliwell ermordet. Posthum erschienen sein Roman HEAD TO TOE das nicht realisierte Drehbuch für den Beatles-Film UP AGAINST IT und seine Tagebücher. 1987 verfilmte Stephen Frears Ortons Leben unter dem Titel PRICK UP YOUR EARS.

Von Joe Orton ist beim Deutschen Theaterverlag erhältlich :

Theaterstücke:

*Seid nett zu Mr. Sloane

Eine schrecklich nette Familie, die Mr. Sloane herzlich in ihrem Kleinbürgermief begrüßt. Nach Belieben scheint der attraktive bisexuelle Stricher und Totschläger seine Vermieter manipulieren zu können - Kate, eine altjüngferliche, liebeshungrige Schlampe mit Mutter-Komplex, und ihren Bruder Ed, der neben seiner Tätigkeit als erfolgreicher Geschäftsmann heimlich auf sportliche Jungs in Leder steht. Sogar dass er den verkalkt-puritanischen Vater der zwei umbringt, weil dieser in ihm den Mörder seines früheren Chefs zu erkennen glaubt, nehmen sie ihm nicht weiter übel. Zu spät bemerkt Sloane, dass er in die Fänge eines fröhlich perversen Duo Infernal geraten ist ...

*Was der Butler sah

"Beobachtungen durchs Schlüsselloch" in der Privatklinik von Dr. Prentice. Eigentlich will sich Geraldine bloß für den Job als Sekretärin bewerben. Nur, Dr. Prentice erwartet schon im Vorstellungsgespräch eher außergewöhnliche Qualifikationen. Das ist der Auftakt für eine atemberaubende Jagd von sechs Figuren nach passenden Kleidungsstücken, passenden Ausreden und dem "passenden Geschlecht". In diesem Furioso von Sex, Gewalttätigkeit und grotesker Komik fehlen auch nicht die schonungslosen Persiflagen auf die Psychiatrie und ihre verzweifelten Erklärungsversuche des Unerklärlichen. Am Anfang konventionelle Farce, wird dieses Stück mehr und mehr zu einer bitterbösen Geschichte über Nymphomanie, Inzest, Transvestiten und versuchten Mord. "Orton hätte wohl selbst die Heide-Szene in König Lear zur Farce verwandeln können, ohne deren tragische Untertöne zu mildern." (Financial Times)

*Beute

Ein Mensch ist tot. Aber die Trauergemeinde, die sich um den Sarg einer langjährigen Mitarbeiterin von der "Freiwilligen Frauenhilfe" versammelt, zeigt kaum Betroffenheit oder Verzweiflung. Der Witwer ist ein geiler Alter und flirtet noch neben dem Sarg mit einer Krankenschwester. Der Sohn wiederum braucht den Sarg, um die paar zigtausend Pfund Beute aus einem Raub vor einem korrupten Polizisten zu verstecken, und kippt die tote Mama kopfüber in einen Schrank. Ein schwarzes Idyll, grausam ist nicht der Tod, sondern die Burleske, mit der Werte und Normen parodistisch pervertiert werden. Orton seziert brillant und bissig, respekt- und pietätslos, bis nichts als nackte Geldgier, Heuchelei, leere Konventionen und blanke Lust übrig bleiben.